Anlässlich des Politapéro vom 30.4.19 (Ihre Meinung ist gefragt) sendeten wir dem Gemeinderat folgenden Brief:

Rückblickend möchten wir Ihnen für die Organisation des Polit-Apéro’s und die damit verbundene proaktive Informationspolitik des Gemeinderates herzlich danken. Beim Erarbeiten des Mitwirkungsberichtes für den QP Dychrain, bei der Vorbereitung der Gemeindeversammlung vom 28.3.2019 und im Hinblick auf den Polit-Apéro vom 30.4.2019, sowie auf zukünftige Quartierpläne sind bei uns die nachfolgend aufgeführten Fragen aufgetaucht. Wir sind der Ansicht, dass die Gemeinde Münchenstein in Anbetracht der Klimaprobleme und der Probleme im Bereiche Biodiversität ihre Anstrengungen im Bereiche des Labels „Energiestadt“ massiv verstärken muss, auch wenn wir durchaus anerkennen, dass die Gemeinde in einigen Punkten gut unterwegs ist.

1.      Verteilung Wohnbevölkerung?

Wie verteilt sich die Wohnbevölkerung auf die einzelnen Wohngebiete?

Gibt es in Anbetracht geplanter Arealentwicklungsprojekte inkl. Hochhäusern eine Extrapolation in die Zukunft?

2.     „Gestaltete“ Freiräume (Parkanlagen, Spazierwege, Robispielplatz, Spielplätze,Sportanlagen, Jugendhaus).

Vorbemerkung: 2000 mehr Einwohner heisst auch mehr Freiräume, ein Thema, das beispielsweise beim QP Dychrain gut geregelt wurde.

Wo befinden sich die wohnortnahen und sicheren Freiräume für Bevölkerunsgruppen, die nicht zuerst eine halbe Stunde Weg unter die Füsse nehmen können (ältere u/o in ihrer Bewegungsfreiheit eingeschränkte Personen, Familien mit kleinen Kindern)?

Bemerkung: selbstverständlich handelt es sich beim Bruderholz, dem Gruth, den Birsufern und dem Auwald auch um Freiräume, sie sind aber aus den verschiedensten Gründen für einige Bevölkerungsgruppen ungeeignet (z.B. Ertrinkungsgefahr für Kleinkinder; Unfallgefahr wegen der Bodenbe-schaffenheit oder wegen Hunden für ältere u/o behinderte Personen; Sicherheitsrisiko für Personen, die alleine unterwegs sind).

Der „Park im Grünen“ kann nur bedingt zu den Münchensteiner Freiräumen gezählt werden, da er „am Limit der Nutzungsdichte“ angelangt ist und gerne auch von Auswärtigen besucht wird.

3.     Ideen / Pläne für neue, „gestaltete“ Freiräume?

Gibt es solche Ideen / Pläne? (abgesehen von QP-Arealen).

Gibt es ein Renovationskonzept (z.B. Fussballplatz), Spielplätze?

4.     „Nicht gestaltete“ Freiräume?

Wo gibt es solche? Beispielsweise Probelokale, Werkstätten, Plätze, wo Jugendliche sich versammeln können (die Gartenstadt zeigt das Bedürfnis, sich nicht unter den Augen von Erwachsenen treffen zu wollen). Beispiel: z.T. Walzwerk, das für unbestimmte Zeit zwischengenutzt wird.

5.     Wo gibt es Ideen / Pläne für „nicht gestaltete“ Freiräume?

6.     Wie gedenkt der Gemeinderat die soziale Durchmischung Münchensteins aktiv zu fördern?

Die bisherigen Antworten vermögen uns nicht zu befriedigen (gebaute Wohnungen würden Mieten nach unten korrigieren = Prinzip Hoffnung; oder „der Markt“ werde dies schon regeln; …oder auch nicht).

Wir befürchten eher, dass Wohnungen im oberen Preissegment leer bleiben, um kein Präjudiz zu schaffen.

7.     Energiestadt Münchenstein

Wie gedenkt Münchenstein bei der Gestaltung von QP-Auflagen dem nicht übersehbaren Klimawandel Rechnung zu tragen (abgesehen von Massnahmen, die bereits heute in QP-Reglementen vorhanden sind)?

7.1.          Ist der GR bereit, verbindliche und nicht nur beschreibende Vorschriften in QP-Reglemente aufzunehmen: z.B. Vorgaben über die erneuerbare Energieproduktion, sodass geeignete Massnahmen und Standorte nicht nur halbherzig umgesetzt werden und beispielsweise je nach jeweiligem Stand der Technik Solarzellen (Wärme oder Strom) nicht nur auf Dächern sondern auch an andern, geeigneten Orten montiert werden (z.B. Terrassenbrüstungen, Wandelemente)?

7.2.         Welche Möglichkeiten nimmt die Gemeinde wahr, bzw. hat sie, in Baugesuchsverfahren anzuregen, bzw. zu verlangen, dass Flachdächer zur erneuerbaren Energieproduktion genutzt werden müssen und nicht einfach ungenutzt sind wie beim Neubau der Firma Müller AG?

7.3.         Welche Voraussetzungen müssten geschaffen werden und auf welcher Stufe, falls die Gemeinde keine rechtlichen Möglichkeiten hat, um die Nutzung leerstehender Flachdächer für erneuerbare Energieproduktion zu nutzen (vgl. beiliegendes Dokument der Stadt Liestal „Energie in QP-Verträgen“, Beilage).

7.4.         Ist der GR bereit, Fassadenbegrünung bei zukünftigen Infrastrukturverträgen zu thematisieren oder gar in ein zukünftiges QP-Reglement aufzunehmen (zur lokalen Klimaregulation).

8.     Biodiversität

Was gedenkt der GR bei diesem Punkt zusätzlich zu unternehmen: z.B. Pflanzung von lokal angepassten und für Insekten idealen Pflanzen, Sträuchern und Bäumen; Verwendung von lokal angepasstem Saatgut; Ersatz von Rasen durch Wiesen überall dort, wo wegen der Nutzung kein Rasen benötigt wird?

Ist der GR bereit, bei einem „Studienauftrag“ auch die Biodiversität einbeziehen zu lassen (dass z.B. ein Planungsbüro wie Metron auch Biodiversitätsspezialisten zu Rate zieht)?

9.     Zentrum von Münchenstein?

Münchenstein hat kein eigentliches Zentrum: Gibt es Ideen/Pläne für ein solches?

10.  Zwischennutzungen

Ist der Gemeinderat bereit, bei den Besitzern darauf zu drängen, dass Zwischennutzungsmöglichkeiten ins Auge gefasst werden, um zu verhindern, dass ein Areal jahrelang leer steht und wie beim „Läckerlihuus“ zur Abfalldeponie verkommt.

11.   Innovative Kleinwohnform, „Tiny Houses“

Innovative Kleinwohnformen sind verschiedenste Wohnkonzepte, die innovativ, klein und in den meisten Fällen mobil sind.

Ist der Gemeinderat bereit, als Zwischennutzung Möglichkeiten für Kleinwohnformen (u.a. Tiny-Houses) in Betracht zu ziehen oder gar aktiv zu fördern? Oder kommt auf einem der Areale gar eine Kleinwohnform-Siedlung als Pioniersiedlung in Frage? (siehe Beilage)

12.   Zukünftige Projekte

Ist der Gemeinderat bereit, die aufgeworfenen Punkte in Zukunft bei eigenen Projekten zu realisieren und bei Baugesuchen so verbindlich wie möglich darauf hinzuwirken, dass auch auf lokaler Ebene ein Beitrag geleistet wird, um die im Klimavertrag von Paris und in der Energiestrategie 2050 festgelegten Ziele zu erreichen?

Wir gehen davon aus, dass die Antworten unter „Ihre Meinung ist gefragt“ (vgl. Antwortkarte vom 17.8.18) mit der Zeit auf der Website der Gemeinde publiziert werden. Vielleicht ergibt sich auch die Möglichkeit, bei den nächsten Polit-Apéro’s, bei einer Gemeindeversammlungsvorlage oder unter § 69 GG auf die eine oder andere Frage einzugehen.

Mit freundlichen Grüssen

Anton Bischofberger

Präsident Grüne Münchenstein

Beilagen:

Feedback Politapéro: Ihre Meinung ist gefragt

Stadt Liestal: Energie in QP

Kleinwohnformen