Quartierplan Stöckacker: unsere Stellungnahme
Wir begrüssen die geplante Neuüberbauung im Stöckacker, stellen aber wesentliche Punkte zur Diskussion: 2000-Watt-Gesellschaft, Kinderfreundlichkeit, Ausbau des ÖV, Erschliessung, Standort der Gemeindeverwaltung iund die Gefahr der Gettoisierung.
30.12.2016
Stellungnahme Revision Quartierplan Stöckacker
Die Änderungen, die der neue Quartierplan im Gebiet Stöckacker mit sich bringen wird, sind für die ganze Gemeinde sehr bedeutsam: sie werden das Bild der Gemeinde
für lange Zeit (bis bleibend) sehr stark verändern. Die Grünen Münchenstein begrüssen es daher, dass der Gemeinderat die Bevölkerung früh in die Meinungsbildung
mit einbezieht und danken für die Möglichkeit, in einem frühen Planungsstadium Anregungen einbringen zu können.
Grundsätzlich stehen wir der geplanten Überbauung des gesamten Gebietes im Stöckacker positiv gegenüber. Wir begrüssen auch die Wahl der Jury für das Projekt
Bachelard + Wagner Architekten aus Basel. Dass der Gemeinderat bestrebt ist, bestehende Grünflächen möglichst zu erhalten und dafür an geeigneten Standorten in die Höhe bauen will, begrüssen wir ausdrücklich. Es entspricht den Raumplanungsgrundsätzen aus grüner Sicht. Da das Areal Stöckacker mit ÖV bestens erschlossen ist, ist dieses Gebiet dafür geeignet wie sonst wenige.
- Bei der genauen Durchsicht sind uns aber einige Aspekte aufgefallen, die wir Ihnen zur weiteren Diskussion empfehlen möchten:
· 2000-Watt-Gesellschaft: Als Energiestadt hat sich die Gemeinde Münchenstein u.a. auch ein nachhaltiges Bauen zum Ziel gesetzt. Wir sind daher der Meinung, dass die neuen Quartierüberbauungen im Stöckacker (analog Quartierplanung Läckerlihuus) dem SIA-Effizienzpfad Energie für die 2000-Watt-Gesellschaft folgen sollten. Hier gibt es in der näheren Umgebung in und um Basel einige bereits ausgeführte gute Referenzprojekte (Erlenmatt und Schorenstadt Basel, Hanro-Areal in Liestal, etc.).
· Kinderfreundlichkeit: Der Projektentwurf bietet neben der dichten Bebauung zwar ansprechende freie und öffentlich zugängliche Flächen. Diese sind jedoch
vorwiegend als Flanierflächen für die Konsumenten der geplanten Einkaufsmöglichkeiten gedacht. Wir vermissen genügend freien Raum, der als Spielfläche für Kinder und Jugendliche geeignet ist. Dies insbesondere, da ja durch die Überbauung das jetzt gut frequentierte Fussballfeld verloren geht.
· Öffentlicher Verkehr: Das Gebiet ist mit dem 11er-Tram und der Buslinie 58 durch den öffentlichen Verkehr gut erschlossen. Da aber sowohl die Anzahl BewohnerInnen wie auch die Menge der Besucher der Büros und der Verkaufsgeschäfte massiv zunehmen wird, stellt sich die Frage, ob diese beiden Linien in der Lage sind, den zusätzlichen Mehrverkehr auch zu bewältigen. Genügen der 11er und der 58er, oder braucht es einen zusätzlichen Ausbau der ÖVLinien?
· Erschliessung: Wir begrüssen es sehr, dass der private Autoverkehr mehrheitlich unterirdisch abgewickelt werden soll. Die Fahrzeuge werden von den umliegenden Hauptachsen direkt in die unterirdischen Autoeinstellhallen geführt. Wieso kann man analog denn nicht auch den LKW-Verkehr (Anlieferung Coop und Migros) im Untergeschoss planen? Dadurch gewinnt das neue Quartier für Fussgänger und Velofahrer an Attraktivität. Die Erschliessung nach aussen ist jetzt aber in die Stöckackerstrasse geplant, das heisst, mitten ins bestehende Quartier hinein. Dies wird für die jetzigen AnwohnerInnen eine massive Beeinträchtigung ihrer Wohnqualität darstellen. Wir fragen uns daher, ob die Erschliessung nicht durch das auf der anderen Seite gelegene bestehende Gewerbegebiet geführt werden könnte.
· Standort Gemeindeverwaltung: Es ist uns nicht klar, wie weit es schon beschlossen ist, dass die Gemeindeverwaltung neu in diese Überbauung kommt. Das Gebiet Stöckacker liegt geografisch sehr am Rande der Gemeinde. Es stellt sich die Frage, wie weit es sinnvoll ist, die Gemeindeverwaltung in ein Randgebiet zu übersiedeln. Wir sehen die Notwendigkeit einer neuen Gemeindeverwaltung zwar ein, würden aber günstiger gelegene Standorte bevorzugen, z.B. im Rahmen einer Neuüberbauung des Feldes bei der KuSpo.
· Gettoisierung: Die ganze Üeberbauung wirkt sehr als eine in sich geschlossene Siedlung. Dies kann nach Büro- und Ladenschluss zum Problem werden. Wenn der Raum leer und verlassen ist, könnten sich die AnwohnerInnen nicht mehr sicher und frei fühlen und es könnte ein neues Getto entstehen. Dem ist durch geeignete architektonische Mittel unbedingt entgegen zu wirken.
Wir danken Ihnen, wenn Sie obige Anregungen in der weiteren Entwicklung des Projektes mitberücksichtigen.
Mit freundlichen Grüssen
Im Namen der Grünen Münchenstein
Anton Bischofberger
Präsident