Talentlastungsstrasse: unsere Stellungnahme
Wir begrüssen die Talentlastungsstrasse grundsätzlich. Wir sehen aber die Aufhebung der BLT-Haltestelle Elektra Birseck sehr kritisch. Die Velovorzugsroute soll bis zur Stadtgrenze Basel weitergeführt werden. Die bisherige Strasse durch den Dorfkern soll nicht nur temporeduziert, sondern zu einer Begegnungszone umgestaltet werden. Die Talentlastungsstrasse muss so ausgestaltet werden, dass sie schlussendlich von der Bevölkerung akzeptiert wird.
Tiefbauamt Basel-Landschaft
Mitwirkung Ausbau Talstrasse
Rheinstrasse 29
4410 Liestal
31. Mai 2024
Vernehmlassung zum Vorprojekt, Arlesheim – Münchenstein Verlegung Kantonsstrasse ins Tal.
Eingabe an das Tiefbauamt BUD
Sehr geehrte Damen und Herren
Sehr geehrter Herr Meyer
Die Grünen Münchenstein begrüssen es sehr, dass es in Bezug auf die Planung der Talstrasse einen kleinen Schritt vorwärts geht. Kritisch sehen wir die geplante Aufhebung der BLT-Haltestelle HAST Elektra Birseck und die damit verbundene Abkopplung des Bus Nr. 58 von der Tramlinie 10.
Wir können auch nicht verstehen, dass die Velovorzugsroute nicht gleichzeitig bis an den Anschluss Dammstrasse in Richtung Stadtgrenze weitergeplant bzw. die angedachte Lösung detaillierter dafür aufgezeigt wird.
Im Zuge der Verschiebung der Kantonsstrasse Arlesheim–Münchenstein in den Talboden soll aus unserer Sicht, die zur kommunalen abklassierte Strasse im Dorfkern von Münchenstein nicht nur temporeduziert, sondern in Teilen zu einer Begegnungszone umgestaltet werden. Nur so lässt sich das Ziel, dass möglichst viele Bedürfnisse mit kurzen Wegen erfüllt werden können im Dorf realisieren. Dies ist wiederum nur möglich, wenn die Baselstrasse tatsächlich von einem grossen Teil des Durchgangsverkehrs entlastet wird. Die Akzeptanz der neuen Linienführung der Kantonsstrasse im Tal ist uns daher ein grosses Anliegen.
Wir möchten Sie deshalb bitten, unsere Kritik/unsere Bedenken und Forderungen in Ihre weitere Arbeit einfliessen zu lassen.
Da wir nicht wissen, ob und wie weit die Organisationen «inclusion handicap» und «Pro Velo beider Basel» über das Projekt informiert wurden, gingen Teile unsere Stellungnahme vorgängig als Input an die beiden Organisationen.
1. Ausgangslage
1.1 Anbindung BUS und Tram. Die Planung betreffende Tramhaltestellen in Münchenstein.
Von der Tramhaltestelle Münchenstein Dorf, der nächsten HAST Richtung Dornach nach der HAST Elektra Birseck, führen drei steile Wegrouten in den alten Dorfkern, zum Schulhaus Löffelmatt, bzw. zu den weiter oben gelegenen Wohngebieten:
• Lehenrain
• Zum Dorfplatz führende, private Treppe mit ca. 100 Stufen und öffentlichem Wegrecht.
• Grabenweg.
In diesem Gebiet wohnen mehrere hundert Leute; zudem benützen auch Schülerinnen und Schüler des Schulhauses Löffelmatt den OeV. Menschen mit einer eingeschränkten Leistungsfähigkeit oder einer Gehbehinderung, sowie Familien mit Kleinkindern (und Kinderwagen) können heute bei der HAST Elektra Birseck aussteigen und zu Fuss das Dorf entlang der langsam ansteigenden Hauptstrasse erreichen oder bei der HAST Elektra Birseck auf den BLT-Bus Nr. 58 umsteigen und auf diese Weise ins Dorf gelangen. Allerdings fährt der Bus 58 nur in einem 30-Min.-Takt.
Die Fahrgastzahlen als Begründung für die Schliessung einer Haltestelle reichen unseres Erachtens nicht aus. Es muss unbedingt abgeklärt werden, welche Art von Tram-Buspassagieren die HAST Elektra Birseck benutzt und welche Art von Bedürfnissen Menschen haben, deren Mobilität eingeschränkt ist.
1.2 Die Velovorzugsroute ist im Vorprojekt nicht bis zum Anschluss Dammstrasse, in Richtung Stadtgrenze von Basel weitergeplant, bzw. es wird die angedachte Lösung nur in groben Zügen aufgezeigt.
1.3 Die SBB beabsichtigen die Verlegung des Bahnhofs in Richtung Süden. Bestehen westlich der Geleise für Bushaltestellen, Fussgänger- Unter- oder Überführungen noch die dafür notwendigen Flächen?
1.4 Den Anschluss auf der Südseite via bestehender Schorenweg an die bestehende Talstrasse sehen wir als naheliegend aber schwierig. Es besteht die Sorge, dass die ohnehin durch viele zusätzliche Kreuzungspunkte «belastete» Kantonsstrasse zu wenig akzeptiert wird. Als Folge würde die Entlastung der Baselstrasse nicht wie erwünscht erreicht.
1.5 Im Abschnitt Bahnhofstrasse (Hauptstrasse bis Heiligholzstrasse) sehen wir Konfliktpotenzial auf Grund von Werksverkehr, Warenumschlag und Zu- und Abfahrten aus dem Industriekomplex (Müller Group). Wie können diese Entschärft werden, ohne dabei die Tramstrasse damit zu belasten?
1.6 Als Nebenproblem, das aber die Benützung der zukünftigen Kantonsstrasse im Bereiche Bhf. Münchenstein einschränkt, ist die Rede davon, dass dort weiterhin an zwei Tagen Zuckerrüben verladen werden sollen.
2. Fazit (Synthesebericht, Analyse der Tramlinie 10, S. 8)
Für Menschen mit einer eingeschränkten Leistungsfähigkeit oder einer Gehbehinderung, sowie für Familien mit Kleinkindern (und Kinderwagen) wird die Erreichbarkeit des Dorfes und der darüber liegenden Wohngebiete zusätzlich erschwert. Die ganz im Südosten der Gemeinde, an der Grenze zu Arlesheim wohnende Leute, können heute schon auf die HAST Walzwerk Arlesheim ausweichen.
Der weitaus grössere Teil der Leute, die aus erwähnten Gründen die HAST Münchenstein Dorf nicht benutzen können, müssen auf die HAST Hofmatt ausweichen. Von dort aus müssen sie die Kantonsstrasse und die Mühlemattstrasse (viel Veloverkehr) überqueren und zudem in beiden Richtungen eine deutliche längere Wegstrecke entlang der Kantons- und der Hauptstrasse in Kauf nehmen. Zudem verlieren sie den direkten Anschluss an den Bus 58 (diese Frage konnte an der Informationsveranstaltung vom 30.04.2024 von den anwesenden Fachleuten nicht geklärt werden).
Das Projekt muss in Bezug auf die geplante Aufhebung der bisherigen HAST Elektra Birseck unserer Ansicht nach verbessert werden.
3. Forderungen
3.1 Bei der weiteren Planung sind die negativen Folgen einer allfälligen Aufhebung der HAST Elektra Birseck in die Überlegungen einzubeziehen und unter Einbezug der Betroffenen («inclusion handicap») Verbesserungsvorschläge auszuarbeiten. Nur Betroffene können wirklich beurteilen, ob die geplanten Massnahmen für sie tragbar sind.
• Bei der weiteren Projektierung ist die direkte Anbindung des Bus 58 an die Tramlinie 10 sicherzustellen.
3.2 Für den Langsamverkehr ist die neue Linienführung im Bereich Aliothstrasse – Heiligholzstrasse inkl. Brücke so zu optimieren, dass durchgängig vollwertige Radstreifen ohne Hindernisse wie gefährliche Randsteinabsätze möglich sind. Mit dem Bauprojekt soll die Velovorzugsroute bis zum Anschluss Dammstrasse geplant werden.
• Die Planung zur Weiterführung der Velovorzugsroute bis zum Anschluss Dammstrasse muss nun zwingend und parallel zum Bauprojekt für die Kantonsstrasse erfolgen. Ebenso die dafür notwendigen Verhandlungen.
• Parallel zur weiteren Planung muss auch die Velovorzugsroute bis an die Stadtgrenze von Basel fertiggeplant werden, zumal diese bis 2030 durchgängig erstellt sein soll.
3.3 Im Hinblick auf eine von der SBB vorgesehene Verlegung des Bahnhofs in Richtung Süden müssen dafür Rahmenbedingungen abgeklärt und sichergestellt werden.
• Mit dem Bauprojekt für die Kantonsstrasse muss aufgezeigt werden, wo und wie westlich der Geleise für Bushaltestellen, Fussgänger- Unter- oder Überführungen die dafür notwendigen Flächen freigehalten werden können.
• Bei Bedarf müssen Verhandlungen mit Grundeigentümer und Arealentwickler geführt werden.
3.4 Wir gehen davon aus, dass die unvermeidbaren Kreuzungspunkte und Abschnitte mit Konfliktpotenzial im Bauprojekt weiter optimiert werden. Die neue Linienführung der Kantonsstrasse muss eine wirkliche Entlastung der Baselstrasse bringen.
• Eine direkte Verbindung zwischen neuer Linienführung und der bestehenden Talstrasse soll im Rahmen des Bauprojekts untersucht werden. Diese wäre möglich wenn wie in einer langfristigen Variante angedacht, der Rückbau der Brücke Sundgauerstrasse erfolgen würde.
• Den möglichen Konflikten und Behinderungen aus Werksverkehr, Warenumschlag und Zu- und Abfahrten aus den Industriekomplexen sind im Bauprojekt zu berücksichtigen.
• Der Verlad von Zuckerrüben oder anderem, sofern zukünftig überhaupt noch relevant, soll im Bereich von bestehenden Industriegeleisen im Arealbereich Holcim (Schweiz) AG und Fruchthandel AG organisiert werden. Die dafür notwendigen Verhandlungen und eventuell notwendige bauliche Massnahmen sind parallel zum Bauprojekt zu berücksichtigen.
In Erwartung des Mitwirkungsberichts verbleiben wir mit freundlichen Grüssen
Christof Flück
Präsident Grüne Münchenstein,
Mitglied Arbeitsgemeinschaft Grüne Mobilität Birsstadt