als PDF zum herunterladen:
Geschichte der Grünen Münchenstein, Kurzfassung
Geschichte der Grünen Münchenstein (ausführliche Fassung, 25 Seiten, illustriert, mit Quellenangaben)

Kurzfassung
Bevor die Grünen Münchenstein als Partei gegründet wurden, existierten schon zwei Vorgängerorganisationen mit grünen Zielsetzungen: die POCH Münchenstein und die WIG Knoblauch. Zusammen mit weiteren parteilosen, oekologisch engagierten Personen hatten sie sich schon seit langem vielfältig in der Gemeinde eingesetzt und stellten bereits einen Landrat, zwei Gemeinderäte, drei Mitglieder in der Gemeindekommission sowie Vertreter:innen in weitern Behörden und Kommissionen der Gemeinde. Am 6. März 1989 wurden die «Grünen Münchenstein» offiziell gegründet, mit einer sehr weit gefassten Zielsetzung. Zum ersten Präsidenten wurde Eduard Gysin gewählt. Die Pionierphase war geprägt durch eine enorme Weite an Aktivitäten und grossen Erfolgen, wie die Durchführung öffentlicher Veranstaltungen, dem Einsatz für einen Umweltschutzbeauftragten, Solarstromanlagen, Kompostieranlagen, Mitwirkung am Jugendkonzept, sozialem Wohnungsbau, Altersleitbild, Verkehrsberuhigung, Tagesschule, Kindertagesstätte, Jugendhaus  und vielem mehr. Aber auch über die Gemeinde hinaus engagierten sich die Grünen Münchenstein: so wurde der Münchensteiner Daniel Müller 1993 Landratspräsident und war gesamtschweizerisch der erste Grüne, der ein kantonales Parlament präsidierte. Opposition hatte zuvor weder seine Person, noch seine politische Haltung gegeben, sondern sein Kleiderstil und seine Frisur! 1995 stellten die Grünen Münchenstein gleich zwei Nationalratskandidat:innen.  Die grosse Arbeit war aber stets mit viel Spass verbunden. Die Grünen Münchenstein versahen die Politik auch mit einem kabaretthaltigen Augenzwinkern und standen dazu: «…auch über uns darf gelacht werden». In der zweiten Hälfte der Neunziger-Jahre beschäftigten sich die Grünen Münchenstein inhaltlich über mehrere Jahre hinweg intensiv vor allem mit den Gemeindestrukturen sowie der Familien- und Jugendpolitik. In diesen beiden Themenbereichen leistete insbesondere der Grüne Gemeinderat Edi Gysin hervorragende Arbeit.

Das grosse Engagement des ersten Jahrzehnts, sowie die vielfältigen Erfolge auf der sachlichen Ebene fanden in Wahlen aber nicht die gewünschte Beachtung. Die Grünen Münchenstein verloren 2000 ihr Gemeinderatsmandat und hatten nur noch einen Vertreter in der Gemeindekommission (Arnold Amacher). Da sich gleichzeitig auch die Grünen Baselbiet aufgelöst hatten, standen die Grünen Münchenstein nun ohne Anbindung an kantonale und nationale Parteistrukturen isoliert da. So rutschten die Grünen Münchenstein in eine ernsthafte Krise. An der Mitgliederversammlung im April 2000 stand die Auflösung zur Diskussion, auch ein Namenswechsel mit andern Ideen wurde erörtert. Schliesslich blieben die Grünen Münchenstein aber doch unter ihrem bisherigen Namen bestehen. Beschlossen wurde eine «kreative Pause». Allerdings wurde es dann mehr Pause als kreativ, der Schwung der Anfangszeit war dahin! In dieser Krise zerfielen auch die Vereinsstrukturen. Es konnte kein funktionierender Vorstand mehr gewählt werden, die Partei dümpelte führungslos vor sich hin. Trotz minimalstem Personalbestand wurden aber weiterhin Anträge nach §68 an den Gemeindeversammlungen gestellt (z.B. 2003 für kostenpflichtige Bestattungen), die Voten der Grünen in der Gemeindekommission und an den Gemeindeversammlungen fanden stets grosse Beachtung, Arnold Amacher und Ursula Berset präsidierten je zwei Jahre lang die Gemeindekommission und auch für die diversen Wahlen fanden sich jeweils genügend geeignete Kandidat:innen. Etwa 2006 wurde Anton Bischofberger erstmals als Präsident bezeichnet. Eine Wahl hatte es nicht gegeben, aber neben der Kasse hatte er unterdessen auch zu den Sitzungen eingeladen, die Traktandenlisten erstellt und war Ansprechperson nach aussen. So war es klar, dass er dieses Amt ausübte, ob so bezeichnet oder nicht.

Inhaltlich standen nun verschiedentlich Energiefragen im Vordergrund. Die Grünen Münchenstein leisteten den primären Anstoss, dass Münchenstein als Energiestadt zertifiziert wurde, dass die Gemeinde nur noch atom- und CO2-freien Strom bezieht, verschiedene Photovoltaik-Anlagen wurden aufgrund von Anträgen der Grünen erstellt und seit 2012 beteiligten sich die Grünen regelmässig auch erfolgreich an den Delegiertenwahlen der Elektra Birseck Münchenstein (EBM, heute Primeo Energie).

Gegen Ende der Nuller-Jahre fand schliesslich die Annäherung an die «neuen» Grünen BL statt, die aus der «Freien Grünen Liste» (FGL, einer Abspaltung von den Grünen Baselbiet) entstanden waren. So kamen die Grünen Münchenstein 2011 zu einem professionellen Auftritt nach aussen, mit einem Logo, das nicht mehr amateurhaftes «Gebastel» war und zu einer Homepage. Die neue Nähe zu den kantonalen und nationalen Parteistrukturen der Grünen zeigte sich auch durch einen Delegierten im Vorstand der Grünen BL, in vermehrtem Einsatz bei Unterschriftensammlungen für Initiativen und Referenden und im Engagement bei Abstimmungen, insbesondere Grüne Wirtschaft und Atomausstieg (2016), Fair-Food-Initiative (2018) und Konzernverantwortungsinitiative (2020). Zur Unterstützung der amtierenden Nationalrätin stellten die Grünen Münchenstein 2015 und 2019 auch wieder je einen Nationalratskandidaten und Christoph Frommherz war 2013-2015 Vizepräsident der Grünen BL und damit Mitglied der kantonalen Geschäftsleitung.

In der zweiten Hälfte der 10er-Jahre standen Fragen der Raumplanung stark im Vordergrund der politischen Arbeit der Grünen Münchenstein. Die Gemeinde begann, systematisch ungenutzte oder schlecht genutzte Areale zu entwickeln, um ein moderates Bevölkerungswachstum erreichen zu können, ohne die letzten wenigen verbleibenden grünen Landreserven überbauen zu müssen. Die Grünen Münchenstein beteiligten sich mit umfassenden Stellungnahmen im Mitwirkungsverfahren der Quartierpläne, stellten an den Gemeindeversammlungen Abänderungsanträge und erreichten bedeutende Verbesserungen der Nachhaltigkeitskriterien für die zu überbauenden Areale.  Da nach mehreren Stellungnahmen im Mitwirkungsverfahren aber deutlich wurde, dass es für Veränderungen zu diesem Zeitpunkt schon zu spät war, stellten die Grünen Münchenstein 2021 den Antrag zur Bildung einer Quartierplankommission.

Bereits 2015 begannen die Grünen, nicht mehr vom Klimawandel zu sprechen, sondern das Wort «Klimakrise» oder «Klimanotstand» zu verwenden. Ins öffentliche Bewusstsein drang die Dringlichkeit der Klimakrise aber erst 2018 mit der Rede von Greta Thunberg an der UN-Klimakonferenz, der daraus entstandenen Jugendbewegung «FridaysForFuture» und den zunehmend deutlich sichtbaren Folgen der Klimakrise (Gletscherschwund, Dürreperioden, Hitzesommer, Überschwemmungen, Waldbrände, usw.). So konnte bei den Landratswahlen 2019 die Sitzzahl der Grünen mehr als verdoppelt werden, bei den Nationalratswahlen 2019 gewannen die Grünen gesamtschweizerisch 17 zusätzliche Nationalratssitze, und sowohl lokal als auch gesamtschweizerisch stiegen die Mitgliederzahlen deutlich an. Auf Gemeindeebene konnten die Grünen Münchenstein aber nur zum Teil an diesem Erfolg teilhaben: sie gewannen zwar endlich wieder einen zweiten Sitz in der Gemeindekommission, Sergio Viva verpasste aber den Einzug in den Gemeinderat um drei (!) Stimmen. Unter den Neumitgliedern waren aber auch etliche, die bereit waren, neu Verantwortung in der Partei und in der Gemeinde zu übernehmen. So konnte bei den Grünen Münchenstein ein Generationenwechsel vollzogen werden: Junge wurden in den Vorstand gewählt und Kathrin Hasler wurde ab 2021 neu Präsidentin der Grünen Münchenstein. Kathrin Hasler wurde auch Vizepräsidentin der Gemeindekommission, Präsidentin also 2022 bis 2024.

Anton Bischofberger, Mai 2022