In keinem Land der Welt gibt es pro Kopf gemessen mehr globale Konzerne als in der Schweiz. Aber wir sehen uns immer noch als kleines Land, die Asymmetrie zwischen geografischer Grösse und oekonomischem Gewicht widerspricht unserm Selbstbild fundamental. Wenn wir aber anerkennen, dass die Schweiz oekonomisch weltweit grossen Einfluss hat, so müssen wir auch eingestehen, dass die Verantwortung weltweit zu gelten hat. Mit der Konzernverantwortungsinitiative will die Schweiz nicht Weltpolizist spielen, es sollen «nur» die internationalen Standards für Umwelt und Menschenrechte eingehalten werden. Zugegeben: die meisten Unternehmen tun das. Aber es gibt schwarze Schafe, die sich Wettbewerbsvorteile erwirtschaften auf Kosten der korrekt handelnden Unternehmen, der Umwelt und der ausgebeuteten Menschen. Diese Unternehmen müssen in der Schweiz zur Rechenschaft gezogen werden können. Den Befürwortern der Initiative wird vorgeworfen, dass sie immer wieder die gleichen wenigen Konzerne nennen. Ich möchte daher ein anderes Beispiel anführen: die Textilindustrie. Die Missachtung international anerkannter Menschenrechte ist in der ganzen Textilindustrie weit verbreitet: Armutslöhne, unsichere Gebäude, Einsatz giftiger Stoffe ohne geeignete Schutzmassnahmen, Verfolgung von Gewerkschaften. Ein Ja zur Konzernverantwortungsinitiative würde jenen Unternehmen den Rücken stärken, die bereits heute ihre Verantwortung für Menschenrechte und internationale Umweltnormen wahrnehmen.

Anton Bischofberger, Grüne Münchenstein