Seit es die Schrift gibt, gibt es eine Welt der Zahlen und eine Welt des täglichen Lebens der Menschen, und diese beiden Welten haben oft wenig gemeinsam. So werden heute mit grossem Gewinn hohe Kapitalvolumen hin- und hergeschoben, ohne dass das das reale Leben der meisten Menschen tangiert.  Wer zum Club der Superreichen gehört, wird noch reicher. Steuerlich wird das gefördert, indem Menschen, die für ihr Geld arbeiten, schlechter gestellt werden als Menschen, die von Kapitaleinkommen leben: steuerbares Lohneinkommen wird höher besteuert als Einkünfte aus Dividenden. Diese Ungerechtigkeit soll durch die 99%-Initiative korrigiert werden. Indem Kapitaleinkommen, z.B. Dividenden oder Zinserträge, zukünftig höher besteuert werden, sorgt die Initiative für mehr Steuergerechtigkeit und trägt zu einer gleichmässigeren Vermögensverteilung bei. Es steht mehr Geld zur Verfügung, welches an Personen mit tiefen und mittleren Einkommen zurückverteilt werden kann. Dank eines Freibetrages (den das mehrheitlich bürgerliche Parlament sicher nicht zu tief ansetzen wird) ist sichergestellt, dass KMU, Kleinsparer:innen oder Altersrenten nicht von der Initiative betroffen sind. Ein Grossteil der Bevölkerung profitiert von einer tieferen finanziellen Belastung und von besseren staatlichen Leistungen. Das hat nichts mit Neid auf die Reichen zu tun, aber reale Arbeit in Produktion und Dienstleistungen lohnt sich wieder, während Gewinn aus Zahlen etwas weniger lukrativ wird. Deshalb Ja zur 99%-Initiative.

Anton Bischofberger, Grüne Münchenstein