Wer hätte noch vor kurzem gedacht, dass jetzt plötzlich alle die können zuhause sitzen und entweder Homescooling, Homeoffice und dergleichen machen, oder gewollt oder ungewollt ihre Freizeit daheim verbringen. Und alle, die das nicht können unter sehr erschwerten Bedingungen ihrer Arbeit nachgehen, sei es im Spital, im Lebensmittelgeschäft oder sonstwo. Wir alle sind gefordert und stehen vor der grossen Herausforderung, diese Krise gemeinsam zu meistern. Krise ist aber nicht nur Verzicht und Anstrengung,  wenn es gut geht, lernen wir darin sogar Verhaltensweisen, die uns auch nachher nützlich sein können. In der psychologischen Krisenintervention bei Lebenskrisen, Paarkrisen usw. galt für mich als Psychotherapeut immer, dass eine Krise dann gut überstanden ist, wenn das Nachher anders ist als das Vorher, wenn die Krisenbewältigung mehr war als die Wiederherstellung des vorherigen Zustandes. Das hoffe ich sehr, dass das jetzt auch für diese gesellschaftliche Krise gilt, die wir jetzt miteinander durchstehen. Kathrin Hasler, unser neues Mitglied in der Gemeindekommission hat in einem Mail geschrieben:

„ich finde, wir sollten sehr gut beobachten, damit wir lehren ziehen können. daraus kann eine menge an vorstössen entstehen! 

… wir lernen gerade, dass es mit viel weniger als gewohnt auch ganz gut geht. das gibt einen wichtigen hinweis auf unseren konsumwahn und mögliche reglementierte einschränkungen bei der verfügbarkeit von waren.

… wir lernen, dass viele menschen trotz enormem arbeitseinsatz um ihre existenz bangen müssen während viele bei geringerem arbeitsvolumen grosse kräfte für die unterstützung von bedürftigen menschen frei machen können – womit fragen in zusammenhang mit dem grundeinkommen nochmals aufgegriffen werden dürften.

… wir lernen, dass plattformen für das teilen von gütern und dienstleistungen not tun (meine eltern bspw haben kein facebook)

… wir sehen karten vom covid-bedingten stark verringerten co2-ausstoss auf der gesamten welt. ökologisch betrachtet kann unsere umwelt wohl dieses jahr etwas aufschnaufen. das ist nicht zynisch gemeint sondern soll den vorteil von verzicht und negativ-wachstum aufzeigen.

… homeoffice ist super! wir können so sehr viel an beheizten gewerbeflächen und arbeitswegen einsparen. wenn dies schweizweit erprobt wird, könnte diese arbeitsweise etabliert werden und an akzeptanz gewinnen. 

… homeschooling ist auch deswegen ebenfalls unglaublich wertvoll. es ist eine schande für unseren kanton, dass dieses konzept noch immer nicht erlaubt ist.

… der drohende rezession sollten wir vorsorglich entgegenschauen, wenn man bedenkt, dass der beiseite gelegte batzen vielleicht bald nur noch die hälfte wert sein könnte. werden nun hamsterkäufe in goldbarren getätigt? sollte diesen prozessen nicht der riegel geschoben werden? „

Für unsere Gegenwart als Grüne Münchenstein bedeutet das, dass wir, wie ja alle andern auch,  ständig von der neuen Entwicklung überrollt werden. Vor kurzem planten wir noch zwei ausserordentliche Mitgliederversammlungen: eine mit den beiden Kandidat*innen fürs Gemeindepräsidiumsamt (Jeanne Locher, SP und Daniel Altermatt, GLP) und eine zur Festlegung unserer Position zur Abstimmung zum Spenglerpark. Dann wurde klar, dass im Moment sicher keine Versammlungen durchgeführt werden können und wir überlegten, ob wir dem Gemeinderat beantragen sollten, die Wahl und Abstimmung am 17. Mai zu verschieben. Gestern hat nun der Bundesrat entschieden, dass die Abstimmungen am 17.Mai nicht stattfinden. Das wird ja wohl auch für die Gemeindeabstimmung und –wahlen gelten (Giorgio Lüthi ist noch am Abklären, eine Durchführung wäre aber verantwortungslos). Damit stehen wir jetzt nicht mehr unter Zeitdruck, die Klärung unserer Positionen voranzutreiben. Die kommt später, aber sie ist nur aufgeschoben, nicht aufgehoben. Jetzt können wir uns den jetzigen Prioritäten widmen, und die liegen im Moment wohl bei uns allen bei der Bewältigung der jetzigen Krise!

So möchte ich Euch zum Schluss noch bitten, zwei Petitionen zu unterzeichnen. Beide haben die gleiche Stossrichtung (finanzielle Unterstützung von Kleinunternehmen), aber setzen auf verschiedene Lösungsansätze:

Petition Too many to fail (Aufforderung an Bundesrat G.Parmelin, aktiv zu werden)

Petition für ein bedingungsloses Grundeinkommen (bedingunsloses Grundeinkommen jetzt, mindestens bis zur Beendigung der ausserordentlichen Lage)

Zum Schluss habe ich für Euch alle einen Wunsch, der im Moment mehr als eine leere Floskel ist: bleibt gesund!

Anton Bischofberger